Monthly Mixtape #2: Trommelnde Alleinunterhalter_innen

Trommelnde Alleinunterhalter_innen und Drumming One (Wo)man Bands

 
 
 

Für das Monthly Mixtape #2 (ja ich weiß, Mixtape #1 ist schon viiieeel länger als eine Monat her) habe ich trommelnde Alleinunterhalter_innen oder Drumming One (Wo)Man Bands gesammelt. Künstler und Künstlerinnen, die zwar solo spielen, aber ganz weit weg sind von klassischen Drumsolos. Musiker und Musikerinnen, deren Hauptinstrument zwar das Drumset ist, die allerdings mit Hilfe ihrer oft außerweltlichen koordinativen Fähigkeiten auch noch andere Instrumente spielen. Gleichzeitig.

All 4 One

Nate Wood's Projekt fOUR ist das wohl das herausragendste Beispiel einer One Man Show. Neben dem Schlagzeug bedient er noch Bass, Synthesizer und singt. Alle Songs auf dem Album X.IT wurden in einem Take und ohne Overdubs oder vorproduzierte Backing-Tracks aufgenommen und so kann Nate Wood die Songs live originalgetreu umsetzen.

Deantoni Parks (Technoself), Josh Dion und Lukas König aka Kœnig geben all einen Stick aus der Hand um Bass-Synth (Dion), Sampler (Technoself), oder beides (Kœnig ) zu spielen. Die Setups der drei sind sich zwar ähnlich, die daraus entstehenden musikalischen Ergebnisse allerdings sehr unterschiedlich: Während Deantoni Parks mit seinem Projekt Technoself minimalistische Grooves mit staccato-haften Samples vereint, thront Josh Dions Stimme über R & B, dem Funk und Electro eingeflöst wird. Und (der) Kœnig verschränkt dadaistischen Rap mit J-Dilla-esquen Grooves und ganz viel Bass.

Die Loopmaschinen werden angeworfen

Um nicht mehrere Instrumente gleichzeitig spielen zu müssen und trotzdem musikalisch interessante Ergebnisse zu erzielen, die über das traditionelle Schlagzeugsolo hinausgehen, werfen viele trommelnde Alleinunterhalter_innen die Loopmaschinen an.

Sven Kacirek etwa baut fragile Loops mit Marimba, Brushes und viel Handpercussion um diese dann durch Effekte zu schleifen und zu minimalistischen Songs zusammenzufügen. Martin Dosh aka Dosh verfolgt das gleiche Prinzip, ist bei der Instrumentierung aber etwas großzügiger: Drumset, Sampler und Keyboards sorgen für einen Sound, der auch von einer kompletten Band kommen könnte.

Der unbestrittene König der loopenden Alleinunterhaltern ist aber unbestritten Frank Wienk aka Binkbeats. In seiner Serie Beats Unraveled spielt er Songs von Flying Lotus, J. Dilla und Aphex Twin live und in nur einem Take ein. Mit Hilfe von ausgeklügeltem Looping und einer überwältigenden Sammlung an Percussioninstrumenten schafft er es schon fast unheimlich nahe an den Sound der Originale zu kommen.

Tanzen ist Denken

Katharina Ernst bedient sich in ihrer Live-Performance zwar auch des einen oder anderen Looping-Pedals, doch diese stehen nicht im Zentrum ihrer musikalischen Herangehensweise. Auf dem 2018 erschienenen Album Extrametric (Ventil Records) verwebt sie Polyrhythmen zu minimalistisch-abstrakten, aber immer tanzbaren Kompositionen. Durchgängig tanzbar wird es auch wenn sich Oli Rubow hinter das Drumset begiebt. Wenn Katharina Ernst an Minimal-Techno anstreift, wirft sich Oli Rubow direkt in den House-Pool: Vocalsamples und Basslines unterstützen seine in Delay getränkten Beats.

>>>Eli Keszler sollte man auch gesehen und gehört haben: